„Branded to kill“ war Seijun Suzuki letzte Arbeit für das Studio Nikkatsu und der letzte Sargnagel für seine Regiekarriere.
Hatte er es sich schon ein Jahr zuvor mit „Tokyo Drifter“ ziemlich viel heraus genommen, so war dieser neuerliche Akt der Rebellion gegen die diktatorische Studioführung der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte.
Was folgte waren ein verlorener Prozess und viele Sympathiebekundungen von Regiekollegen, die aber auch nicht mehr dabei helfen konnten Suzuki zu retten.
Was das Studio von ihm wollte waren weitere Yakuza-Thriller nach dem immer gleichen Schema, billigst heruntergekurbelt in einem Minimum von Zeit.
Was Suzuki lieferte waren Rebellionen gegen das ausgenudelte Genre und Manifestionen seines Unmuts und seiner, aus den engen vorgaben endlich ausbrechend wollenden, Fantasie.
War es in „Tokyo Drifter“ das knallige Yakuza-Bonbon so ließ er für „Branded to kill“ alle Farbe fahren.
Stattdessen nutzt er die Schwarz/Weiß Optik für expressionistische Licht – Schatten Spiele, die an vergangene Stummfilmtage erinnern und vor allem immer wieder dazu genutzt werden die Augen der Darsteller zu betonen.
Bei diesen hat Suzuki auch gut hingelangt. Sein hamsterbackiger Held und eine langnasige Verbündete dürften wohl auch nicht dem entsprechen was sich das Studio so vorgestellt hatte, kommen aber dafür erfrischend ausgefallen rüber.
Zusammen mit den zum Teil sehr surrealistischen Sequenzen in der, mit toten Schmetterlingen voll gestopften, Wohnung Misakos dürfte das die Krone der Rebellion gewesen sein.
So ist „Branded to kill“ wohl eine gelungene Proklamation des Sieges der künstlerischen Freiheit über den Kommerz, aber wie ergeht es dabei dem Film an sich?
Es beginnt alles ganz normal und außer Suzukis ganz eigenem, etwas sprunghaften Stil, der es auch hier schon hin und wieder schwierig macht den Faden zwischen den Schnitten nicht zu verlieren, läuft das ganze noch in gemäßigten Bahnen.
Doch spätesten mit dem schief gelaufenen Auftrag beginnt die eigentliche Geschichte des Film vor lauter kreativer Explosion irgendwie aus den Händen zu gleiten.
Irgendwie verliert der Film immer mehr an Konsistenz und es wird sichtlich schwerer den eigentlichen Geschehnissen noch zu folgen. Zu sprunghaft werden die Schnitte, zu surreal die Szenen. Alles verliert sich irgendwie im Wunsch nach künstlerischer Darstellung.
Die Beziehung wird haarsträubend und die Motive der Charaktere immer unnachvollziehbarer.
Das ganze fängt sich eigentlich erst wieder so richtig im abschließenden Psychoduell zwischen Nummer 3 und Nummer 1.
Hier kann der Film noch einmal richtig auftrumpfen, in seinem bizzaren Wettstreit der beiden Killer. Das tagelange belagern der Wohnung, dann das gegenseitige Belauern rund um die Uhr und schlussendlich das Finale in der Boxhalle, natürlich ohne echten Sieger.
Ein würdiger Abschluss für einen Film der sich mittendrin eine zeitlang selbst zu vergessen drohte.
Als Film allein kann „Branded to kill“ somit aber leider doch nur bedingt punkten. Seine wahre Größe verrät er erst mit der Kenntnis seiner Hintergrundgeschichte.
Das macht ihn für den normalen Zuschauer auf der Suche nach Unterhaltung wohl eher ungeeignet. Für den informierten Fan und Filmgeek aber zu einem rebellischen Heldenwerk, bei dem man gern mal ein Auge zudrückt.
So bleibt für Seijun Suzuki trotzdem nur die Rolle des tragischen Helden, dessen späte Ehrung auch nichts mehr daran ändern konnte das er nie wieder zu solcher Hochform auflaufen konnte wie mit „Tokyo Drifter“ und Branded to kill“.