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Komplette Serie The Slap

„The Slap“, eine australische TV-Miniserie von 2011, erzählt nach dem Roman von Christos Tsiolkas, die Geschichte eines Freundeskreises in Melbourne, dessen Zusammengehörigkeit durch die titelgebende Ohrfeige auf eine harte Probe gestellt wird. Die Ohrfeige bekommt der kleine, wilde und eher unerzogene Sohn Hugo von Rosie (Melissa George) und Gary von dem leicht cholerischen Autohändler Harry (Alex Dimitriades). Dessen Cousin Hector (Anthony Lapaglia) feiert just in diesem Moment eigentlich seinen 40. Geburtstag mit einem dicken BBQ im Garten, auf den er eigentlich keinen Bock hat. Zu sehr fühlt er sich zur süßen Babysitterin Connie (Sophie Lowe) hingezogen und ist sehr verwirrt… Dann gibt es noch seine Frau Aisha (Sophie Okonedo), deren beste Freundin Anouk, Connies seltsamen Schulfreund Richie, der noch eine weitere Katastrophe auslösen wird usw. Und diese Ohrfeige verursacht unglaubliche Beben, sichtbare und unsichtbare, zwischen all diesen Personen, sie wird verborgene Sehnsüchte, Ängste, Wut und Emotionen hervorbringen und nur wenig so lassen, wie es war, denn Hugos entsetzte Eltern schleppen Harry vor Gericht… Per Zufall hatte ich neulich über diese preisgekrönte TV-Serie (8 Episoden) gelesen und die einhellig positiven Kritiken sowie die gute Story überzeugten mich, einen (zugegebenermaßen günstigen) Blindkauf der DVD in England zu wagen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist eingestandenermaßen nicht leicht, eine Person in dieser Gruppe vorbehaltlos sympathisch zu finden, zu viele Brüche und Verletzungen und Irrationalitäten offenbaren sich immer wieder und doch schaffen es die Drehbuchautoren (der Autor der Vorlage, Tsiolkas, schrieb selber an den Drehbüchern mit), die Figuren so plastisch, so dreidimensional zu schaffen, dass der Zuschauer Zugang finden kann. Unter der gutbürgerlichen Fassade lauert hier kein David-Lnych-ähnlichen Abgrund, aber dennoch viel Sprengstoff… Tragischer Angelpunkt der Geschichte bleibt, die meiste Zeit zumindest, das Paar Hector und Aisha, deren Beziehung durch diese Geschichte vielen Belastungen ausgesetzt wird. Und Hector muss sich gewissermaßen zwischen seiner griechischen Familie und seiner Frau entscheiden, die von seiner Familie mehr als genervt und überfordert ist. Die einzelnen Episoden drehen sich immer um eine der acht Hauptfiguren und zeigen, wie sich deren Leben durch das Geschehene verändert bzw. wie sie zu den anderen Figuren steht. Einige Szenen fand ich emotional wirklich beklemmend realistisch und geradezu unangenehm zu sehen – sehr schmerzhaft und verstörend waren einige Entwicklungen der Geschichte. Manches mag bisweilen etwas zu dramatisch und konstruiert wirken (so Hectors Reaktion auf seine „Affäre“ mit Connie), aber dennoch fand ich „The Slap“ eine der besten Fernsehserien, die ich in den letzten Monate gesehen habe (und ich habe viele gute gesehen, wie „Breaking Bad“ oder „The Walking Dead“!). Keine leichte Kost, so hat sie mich stellenweise an die Emotionalität von „Six Feet Under“ erinnert, doch viel komprimierter und etwas zugänglicher. Toll und sehenswert, mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen und großartiger Musik. Würde mir wünschen, die Serie würde hierzulande veröffentlicht werden, damit sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt würde. Eigentlich fand ich es schon mehr als ausreichend und zeitintensiv, australische Filme zu verfolgen, aber wenn nun noch TV-Serien dazukämen, kann ich zeitlich wohl nur noch Filme aus Down Under gucken.

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