Review

Gesamtbesprechung

Eieieieieieieiei, da muss ich jetzt aber ganz schön aufpassen mit Dem was ich nun hier im folgenden Review schreibe. Schließlich will ich doch mein Gesicht als Mann wahren.
Die nun besprochene Serie „Ai Shite Night“ stammt aus dem Shojo-Genre, (quasi eine Art Alterseinstufung) welches sich der Wortherkunft nach an „kleine, heranwachsende Mädchen“ orientiert.

Da sollte es mir eigentlich peinlich sein, schöne Worte über diese Serie zu verlieren, aber dass sie mich solide unterhalten hat, und zwar nicht aus Trashgründen, ist nun mal die Wahrheit.
Es spielt aber auch eine gehörige Portion Nostalgie mit, denn „Rock’n roll Kids“ gehört zu diesen steinalten Animeserien, die RTL2 vor über einem Jahrzehnt am laufenden Bande sendete, heute leider gar nicht mehr zu sehen sind, und somit ewig auf der wunschliste.de umhergeistern, (Youtube dient hierbei glücklicherweise als eine Art Studivz für Fernsehnostalgiker wie mir, hehe) während der besagte Sender die heutige junge Zuschauerschaft mit Serien inhaltlich zweifelhafter Qualität wie „Pokemon“ und „Yu Gi Oh“ beglückt.

Früher war eben noch alles besser.

Doch genug Nostalgie.

Kommen wir zum Inhalt der Serie:
Genre bedingt steht hier eine große Lovestory im Vordergrund, die sich im Laufe der Zeit entwickelt und auch auf die verschiedensten Hindernisse stößt.

Gegenstand dieser Geschichte sind der 20-jährige Rock’n Roll Sänger Joe Kato und die 17-jährige Restaurant-Aushilfe und Schülerin Yakko Mitamura.
Herzstück der Serie ist aber Joe’s kleiner Halbbruder Hashizo, der durch die Tatsache seine Eltern kurz nach der Geburt verloren zu haben voll und ganz auf seinen großen Bruder als Vaterfigur angewiesen ist.
Als Hashizo eines Tages unerlaubt mit seinem Kater Juliano alleine einen Stadtausflug macht, stößt er bei Regen und knurrendem Magen auf Yakko, die ihn guten Herzens zum Essen in ihrem Restaurant „Mambo“ einlädt.
Als dann auch noch Yakkos Vater Shige den Kleinen in sein Herz schließt, wird er zum Stammgast des Restaurants und schon bald entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen ihm und Yakko.
Naiv wie Hashizo ist, sieht er in Yakko die Mutter die er nie hatte, und wünscht sich daher nichts Sehnlicheres, als Yakko und seinen großen Bruder zusammen zu bringen.

Doch ganz so einfach wie sich das Hashizo vorstellt ist die Angelegenheit nun leider doch nicht, denn Joe’s Freund und Bandmitglied, der Keyboarder und Komponist Sammy, ist bereits von Anfang an in Yakko verliebt.
Sammy hat jedoch eine Freundin namens Maiko, die wiederum in ihn verknallt ist, was jedoch derer kleinen Schwester missfällt, da sie Maiko gerne an der Seite von Joe sehen würde, denn dann würde sie nämlich mit Hashizo, den sie furchtbar gern hat, eine Verwandschaft eingehen, doch das passt dann wiederum Yakko’s bester Freundin Isuzu nicht, die bereits ein Auge auf Joe geworfen hat; während sich Yakko selbst nicht zwischen Joe und Sammy entscheiden kann...

Aaaarrrgh, ein ganz schön konfuses Beziehungswirrar, das sich aber nach der Zeit durch neu entdeckte Lieben relativiert, vereinfacht, und sich damit der übrig gebliebene Rest schließlich auch verfestigt, womit die Lovestory um die zwei „Hauptlover“ bis zum unvermeidlichen Happyend fortgeführt wird.
Doch ausgehend von diesem Beziehungschaos, der sich im Laufe der ersten Episoden entwickelt, stoßen die einzelnen Charaktere auf reichlich Hindernisse, meistens in Form von dummen Missverständnissen.
Auffällig oft, ja so oft, dass es fast schon komisch ist, geraten zwei unterschiedliche Geschlechter meist zufällig aneinander, wechseln einige Worte, geraten sich dabei in die Arme, und eine zufällig vorbeilaufende dritte Figur, die etwas für eine/n der beiden empfindet, sieht sich die vermeintliche Romanze mit Entsetzen an, und badet in Eifersucht, während ein höchst dramatischer, sentimentaler Geigen Solo die Szene begleitet, und dabei Rosenblüten um das Gesicht wehen.

Herrlich!
Zeuge solch dick aufgetragener Szenen wird der Zuschauer recht oft, denn irgendwie müssen mal alle Charaktere, ob Joe, Sammy, Yakko oder sonst wer diese Eifersuchtsdramen durchmachen.
Und wenn einem die ganze Chose nicht komplett scheiß egal ist, dann fühlt man eigentlich mit jedem dieser Charaktere auch mit, da sie letztlich alle sympathisch sind, und man sich am liebsten ein Happy End für alle wünscht, wobei das Hauptaugenmerk letztlich doch auf Joe und Yakko liegt.

Dabei unterscheidet sich Joe charakterlich nicht sonderlich von seinem Freund Sammy; sie beide sind (vor allem durch die Tatsache Rockstars zu sein) ein Mädchenschwarm, lieben ihre Musik, den Rock’n’Roll, sind gutherzige Typen, und können gleichermaßen auch schon mal sauer werden.
Deren Aussehen ist da noch der größte Unterschied zwischen den beiden; Joe mit Gelb-Rot gefärbter Elvis-Haarpracht und Sammy mit unwahrscheinlich langer, voluminöser purpur farbener Mähne.

Beides zum Entsetzen von Yakkos Vater, Shige, der von den beiden Typen Nichts hält, erst recht Nichts von deren Musik.
Shigemaru ist der klassische, besorgte, Alleinerziehende Vater, der seiner Tochter bei jeder günstigen oder ungünstigen Gelegenheit eintrichtert, sich bloß nicht von jungen Männern anquatschen zu lassen.
Rüpelhaf aussehende Rocker wie Joe und Sammy sind ihm vor allem in Gegenwart dessen Tochter ein Dorn im Auge, und so kommt es schon mal vor, dass sich dieser Restaurantbesitzer alles andere als zuvorkommend und höflich zu seinen „Gästen“ verhält.
Am liebsten würde er für Yakko ihren Mann selber aussuchen...

Diese furchtbar konservative Einstellung und Erziehungsmethode trifft seitens des Zuschauers natürlich auf wenig Verständnis, und so steht man voll und ganz hinter der verzweifelten Yakko.
Sie ist das Paradebeispiel für das liebenswerte, nette, naive, unerfahrene, fröhliche Mädchen, welches ihre ersten Schritte in Sachen Liebe macht.

Hilfe bekommt sie dabei vom kleinen Hashizo, der stets versucht alles so einzufädeln, dass sich Yakko und Joe irgendwie, irgendwo zufällig (oder auch nicht) treffen, und miteinander reden, wobei das natürlich nicht immer so ausgeht, wie er sich das vorstellt.
An dieser Stelle nimmt die Serie dann auch ihre besonders naiven, gutgemeinten, aber dennoch unrealistischen Dimensionen an.
Ein ständig „Armor“ spielender, 5-jähriger Vorschüler mit blauen Haaren und einem sprechenden, nur ans Essen denkenden Kater (offensichtlich an Garfield angelehnt) verleihen der Serie eben die besondere Note und lassen sie ein Stück weit auch wie ein modernes Märchen wirken.

Ein recht gedehntes Märchen um genau zu sein.
Nicht alles, was sich in der fortlaufenden Handlung in den 42 Episoden ereignet hat gesteigerte Relevanz für die Beziehung zwischen Joe und Yakko.
Romanzen und Heiratspläne zwischen anderen Bandmitgliedern (Tonno und Isuzu) runden die gesamte Geschichte natürlich hervorragend ab, und wenn sich Freunde wegen Missverständnissen in die Haare kriegen, oder gar irgendwelche Unfälle passieren, dehnt sich der Spannungsbogen ordentlich aus.
Leider passiert aber einiges davon etwas zu oft.
Bestes Beispiel dafür ist das regelmäßige Verschwinden einer Person; meistens ist es Hashizo, der sich verlaufen, oder sich enttäuscht in irgend einer Röhre verkrochen hat, und somit alle Angehörigen quer durch Tokio rennen, telefonieren und schreien.
Das mag die ersten paar Male noch einigermaßen spannend sein, doch wenn dies die Handlung quasi als Standardmittel für Abwechslung verwendet, wirkt das schon ein wenig lächerlich.

Und dann gibt es auch noch so einige „überraschende“ Wendungen, die mit ihrer Erzwungenheit in der Tat ein „WTF?“ Face ins Gesicht zaubern können.
Da prügeln sich Joe und Sammy in Folge 27 die Fresse bunt, entscheiden sich plötzlich nicht mehr weiter zu kämpfen, amüsieren sich über ihren Streitgrund (Yakko) und im nächsten Augenblick gibt Sammy voller Demut nach: „Ist gut Joe, Yakko gehört nun dir“...
Haben es sich da die Autoren einfach nur zu leicht gemacht, oder macht die Szene wirklich in Anbetracht des vorherigen Kampfes, den Sammy am Ende gar „richtig erfrischend“ fand
Sinn?
In jedem Fall ein überraschender Ausgang.
Eine ähnliche überraschende Zustimmung ereignet sich gegen Ende der Serie, als Yakko nach ihren Trennungsversuchen wieder Joe in die Arme fliegt, nachdem er eine alles opfernde Liebeserklärung gemacht hat.

An einigen Stellen mag man da wirklich mehr erwartet haben, doch letztlich ist die Serie an ein jüngeres Publikum gerichtet, und ist ohne mittlerweile 25 Jahre alt, da kann man über überholte Sichtweisen getrost hinwegsehen.
In der Welt von Rock’n Roll Kids gibt es keinen Sex; hier werden dem besten Freund Vorwürfe gemacht, wenn dieser die Angebetete des Anderen schon nur umarmt.
Hier ist die erste Liebe gleich die Liebe des Lebens; und so hagelt es gegen Ende auch Heiratsanträge.

Auf Unsittlichkeiten stößt man hier vergebens, es gibt lediglich Nikotin und Alkohol Konsum, wobei Letzterer zu einigen Eskapaden führt, wie zum Beispiel als Joe betrunken ein Konzert gibt.
Diese haben übrigens musikalisch gesehen recht brauchbare Songs zu bieten; nur die seltsam verstellte Stimme von Joe (Synchronsprecher: Frank Schröder) ist da ein etwas zweispaltiges Vergnügen.
Ansonsten ist der Score, allen voran die Tracks der Band „Bee Hive“ durchaus von Qualität; eben guter alter Rock’n Roll.
Nur allzu vielfältig ist der Soundtrack nicht. Bee Hive hat 4 verschiedene Titel zu bieten, und ansonsten dröhnt die Intro Theme in verschiedenen akkustischen Ausgaben, mal Geige, mal Muntamonika, durch die Boxen. Sie ist nett, wenn auch irgendwann eintönig; bei einer 42 episödigen Serie mit fortlaufender Handlung aber eigentlich gar nicht so wild.
Mehr Vorwürfe könnte man da den Animationen machen.
Hier und da wird vorhandenes Material, meist bei Konzerten, gern wiederverwendet, und tobende Mengen, oder größere Menschenmassen werden auch nur lediglich durch einen Freezeframe abgebildet. Einer so alten Serie sei das aber verziehen; mich jedoch hat das noch nie gestört.
Schlimmer ist da der schlechte Schnitt, der an einer Stelle bemerkbar wurde, als Maiko an einer Klippe hängt, und sich abwechselnd mal mit einer, dann wieder mit zwei Händen an Yakkos Armen festhält...

Nun denn, was solls. Ich hatte meinen Spass.
Wer nicht ganz von Animes abgeneigt ist, und obendrein auch eine gehörige Portion Kitsch verträgt, dem seien die Rock’n Roll Kids ans Herz gelegt.
Tolle, liebenswerte Charaktere treffen aufeinander, es entstehen spannende Beziehungen, der Score macht Laune, und zum Lachen gibt es auch so einiges; sei es der Kitsch und die Naivität der Serie, der verfessene Kater Juliano, dem wirklich in jeder Episode eine Denkblase mit irgendwelchen Fressalien erscheint, oder der besorgte Vater Shige und dessen unbegründete Wutausbrüche.
Doch der Hauptgrund meinerseits diese Serie zu sehen war letztlich die Nostalgie; diese wird es sein, die mir Charaktere und Handlung zugänglicher gemacht hat.

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