„Wir wollen das perfekte Verbrechen – mehr nicht!“
Der japanische „Speed“-Vorläufer „Panik im Tokio-Express“ von Regisseur Jun'ya Satô aus dem Jahre 1975 ist ein relativ unterhaltsamer, aber nicht allzu gut gealteter Action-Thriller, der aus heutiger Sicht statt vieler „Thrills“ eher ein gewisses Pensum unfreiwilliger Komik bietet. Allerdings musste die deutsche Kinofassung anscheinend viele Federn lassen; so fehlt ca. eine knappe Stunde (!) an Handlung, was sich möglicherweise negativ und verfälschend auf den Gesamteindruck auswirkt.
In dieser Form jedenfalls bekommt man einen inhaltlich durchwachsenen Film geboten, dessen vorgegaukelten Realismusgrad ihm heute niemand mehr abkaufen dürfte, während der gezeigte Dilettantismus beider Seiten, sowohl der Spitzbuben als auch der Eisenbahngesellschaft in Zusammenarbeit mit der Polente, bisweilen schwer mit anzusehen ist. Zudem sorgen einige Kapriolen des Drehbuchs, z.B. das zufällige Auftauchen einer backpfeifengesichtigen Karategruppe beim Outdoor-Konditionstraining, für Zwerchfellzuckungen, ebenso wie manch fragwürdige schauspielerische Leistung.
Auf der anderen Seite haben wir aber die Charakterisierung der Erpresser positiv zu verbuchen, die nämlich nur wenig klischeehaft, stattdessen überraschend differenziert ausfiel. So überzeichnete man sie nicht als vollkommen skrupellose Monster, wie ärgerlicherweise so oft in Hollywood-Actionproduktionen zu beobachten, sondern zeigt sie von einer durchaus (im positiven Sinne) menschlichen Seite. Über die Hinter- und Beweggründe erfährt man indes nur wenig, was aber vermutlich der verstümmelten Schnittfassung geschuldet ist. Ebenfalls überrascht hat mich ein dann doch ziemlich gelungener Stunt, als einer der Gangster einen Motorradunfall erleidet.
Und dann wäre da noch das Ende, das in seiner fast schon poetischen, düsteren Symbolhaftigkeit und schweren Tragik im Prinzip so gar nicht zum Film passen will. Da „Panik im Tokio-Express“ zudem einen nicht unerheblichen 70er-Charme ausatmet, was sicherlich auch auf den zeitgemäßen Soundtrack zurückzuführen ist, dürfte sich manch Zuschauer mit einem Faible für derartige Filme durchaus gut unterhalten fühlen.