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Perkussionsgetriebene, einen Hauch von Dekadenz verbreitende Jazzmusik und ein mit intensiv farbigem Licht angestrahltes Arsenal von Schaufensterpuppen, zwischen denen regungslos die Hauptdarsteller posieren (höchstens die Augen bewegend), und dazu die passenden Vorspanntitel - Mario Bavas "Sei donne per l'assassino" versetzt den Zuschauer von Beginn an in eine andere, artifizielle Welt, die hier von einer Ästhetik der Erstarrung geprägt scheint - zu der die durch Gesten und Positionen angedeutete Interaktion der Darsteller mit den Schaufensterpuppen noch beiträgt, unter denen sich sogar eine angedeutete Erwürgung befindet. Ausladende Blumenarrangements und geheimnisvolle Dämonenbilder im Hintergrund vollenden die Anordnung.

Der Vorspann ist vorüber. Das zur Geräuschkulisse eines Unwetters quietschend schwankende Eingangsschild "Christian haute couture" ist (täuschenderweise) wie ein gothic-horror-Standardelement eingefangen - es hat sich aus seiner Halterung gelöst, Allegorie für das kommende Unheil. Zur Seite schwingend, gibt es den Blick auf eine Phantasiewelt frei, deren unwirklichen Mittelpunkt ein Springbrunnen bildet - dahinter ein Haus, aus dem eine junge Frau tritt - eine im Halbdunkel verborgene Männergestalt hat ihr zugewinkt...

So die formal herausragende Einleitung des Films, der als einer der ersten Vertreter des Giallo gerechnet werden kann - ebenso wie der Vorgänger "La ragazza che sapeva troppo" ("The girl who knew too much"), ebenfalls von Bava und noch in Schwarzweiß gedreht. Die Präsenz lebloser Figuren begleitet uns auch weiterhin - nach den Schaufensterpuppen sehen wir im Garten und im Haus des Couturiers zahlreiche Statuen, die die im typischen 60er-Jahre-Stil perfekt gekleideten und frisierten Menschen unterschwellig zu kommentieren scheinen. Die Uniformierung von Menschen in der Welt der Mode - wird sie von Bavas Film gefeiert oder hinterfragt? Für letztere Annahme spricht, dass manche hinter den Kulissen dieser Welt sich mit Drogen das Leben zu erleichtern suchen. Ein Mann trinkt, hinter einer Glasscheibe nur als Schatten zu erkennen, ein Glas Wasser - auf der für uns sichtbaren Seite eine rote Schaufensterpuppe mit schwarzer Perücke, die stumm den Arm ausstreckt. Der Mensch tritt angesichts seines stummen, modellhaften Abbildes in den Hintergrund - passend dazu auch der Dialog über eine verspätete Kollegin, die es zu disziplinieren gelte...

...wir wissen jedoch, dass sie Opfer eines Mörders wurde. Eines elegant maskierten Unbekannten und sicher eines der bestaussehenden Vermummten in der Giallo-Geschichte, dessen Taten für die Entstehungszeit des Films drastisch dargestellt werden. Zudem kommt hier im Gegensatz zu artverwandten zeitgenössischen Filmen einige Phantasie ins Spiel, was die Mordinstrumente angeht. Der Mörder scheint geradezu Wert darauf zu legen, jede Frau auf eine andere Art ums Leben zu bringen. Der Originaltitel "Sei donne per l'assassino" ("Sechs Frauen für den Mörder") hat einen dazu passenden zynischen Unterton, da er die Perspektive des Mörders auf seine "Objekte" und nicht deren Sicht oder die der Außenstehenden wiedergibt. Die Opfer, die hier auffällig viel nach ihrem Ableben durch die Gegend geschleift, versteckt oder wirkungsvoll positioniert werden, erstarren im Tode zu leblosen, bleichen Gegenständen - wie die Statuen und Schaufensterpuppen in ihrer Umgebung.

Licht und Schatten sind wie bereits in "La ragazza che sapeva troppo" meisterhaft arrangiert; insbesondere bei einer Verfolgungssequenz in einem ansonsten menschenleeren Haus, bei der eines der Modelle nicht nur vom Mörder, sondern auch von den Schatten gejagt zu werden scheint, die mit diesen anzukündigen scheinen. Bei den Bildarrangements spielt zudem die Farbe Rot immer wieder eine bedeutende Rolle, wird - oft im Zusammenhang mit den Morden - ins Zentrum der in matteren Farben grundierten Bilder gerückt: Der rote Mantel eines Mordopfers, ein verhängnisvolles rotes Tagebuch, ein rotglühender Ofen, der einer Frau zum Verhängnis wird, ein fallengelassen hin- und herschwankender roter Telefonhörer. Rot repräsentiert in der Tradition der abendländischen Farbdeutung Leidenschaft und Gewalt, während die Grundfarben Blau und Gelb hier die noble Scheinwelt des Modehauses beherschen. Eine derartige Scheinwelt sollte auch später noch des Öfteren in Bavas Filmen auftauchen. Wie auch in "Il rosso segno della follia" ("Hatchet for the honeymoon") und vor allem dem visuellen Vorläufer der "Slasher"-Welle, "Reazione a catena" ("Im Blutrausch des Satans"), wird fernab jeglicher Hollywood-Klischees eine amoralische Gesellschaft präsentiert, in der nur der eigene Erfolg zählt und jeder jedem an den Kragen will. So spielt auch Cameron Mitchell, der etwa in Bavas Wikinger-Filmen noch als ungebrochene Identifikationsfigur fungierte, hier einen zunächst undurchschaubaren Typen, der sich mit fortschreitender Handlung als eiskalter Egoist entpuppt. Die Polizei dagegen bleibt derart blass und ihre Methoden so wirkungslos, wie es im Giallo zur Genretradition werden sollte. Der Fall löst sich nicht durch ihre Ermittlungsarbeit, sondern indem die Scheinwelt von "Christian haute couture" an sich selbst zugrundegeht.

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