Wir folgen der Protagonistin Casey, wie sie im tiefen Winter über eine Brücke joggt und dort plötzlich - wie aus dem Nichts - einen kleinen Jungen stehen sieht. Noch plötzlicher hat er eine an Michael Myers erinnernde weiße Maske auf dem Gesicht und entschwindet in den angrenzenden Wald, in welchen Casey ihm nachspürt und schließlich eine unheilvolle Entdeckung macht. Schließlich wacht sie aus diesem Alptraum auf - wie sollte es in einem klischeehaften Horrorfilm sonst sein. Dem Zuschauer ist dies leider über die knapp 90 Minuten Filmlaufzeit hinweg nicht vergönnt.
Wie der Titel des Films lautet, erfährt man abseits des Druckes auf der Kinokarte auch erst wenige Minuten, bevor dieser Spuk endgültig vorbei ist. Für eine entsprechende Credit-Sequenz zu Beginn jenes Films, der sich The Unborn nennt, hat es dann abseits des Budgets von 16 Mio. Dollar, welches hauptsächlich in eher mäßige Schockeffekte, Gary Oldman und ein paar düstere Sets investiert wurde, leider nicht gereicht. Oder wollte uns Regisseur David S. Goyer, der durchaus schon seine Tauglichkeit als fähiger Drehbuchautor (die Skripts zu Blade oder Dark City gehen schließlich auf sein Konto), aber seine Schwächen als Regisseur offenbarte (Blade: Trinity), bewusst vorenthalten, dass er für dieses zähe Machwerk zu einem Großteil verantwortlich ist. Für Regie und Drehbuch nämlich. Beide können noch nicht einmal als Durchschnitt bezeichnet werden.
Die Geschichte von The Unborn, der besser The Uninspired heißen sollte, hangelt sich nun mehr schlecht im Klischee-Pool der Horrorschocker der letzten Jahre von Ast zu Ast und ist dabei schnell erzählt. Besagte Casey (Odette Yustman) hat Visionen, in dem sie ihren - wie sich später herausstellen soll - ungeborenen Zwillingsbruder sieht, der jedoch vor ihrer Geburt noch im Mutterleib verstarb. Dieser war jedoch von einem Dämon besessen und dieser wollte ans Licht der Welt gelangen. Deswegen hat er es jetzt auf Casey abgesehen. Sie recherchiert und beschließt endlich, sich an Rabbi Sendak (Gary Oldman) zu wenden, der an ihr einen Exorzismus durchführen soll.
Der Plot orientiert sich dabei stark an den immer wieder gern aufgegriffenen Genre-Vorbildern. Von Das Omen (böses Kind) über Fallen - Trau keiner Seele (ein Dämon kann in die verschiedensten Körper fahren), Psycho (Mutterkomplex und einige Einstellungen der verstorbenen Erzeugerin von hinten), The Ring bzw. The Grudge (die Stellen zum Gruseln) und natürlich Der Exorzist (selbsterklärend) bediente man sich reichlich, worüber vergessen wurde, auch im Ansatz gute eigene Zutaten beizugeben. Und wenn man dies schon einmal tat (verfärbte Iris, Holocaust-Vergangenheit [!]), offenbart sich das ganze Ausmaß der Unzulänglichkeiten und Unausgegorenheit auf inhaltlicher Ebene. Mal ganz zu schweigen davon, dass jegliche Exposition, die zumindest Interesse für die stereotypen Figuren heucheln und sie erst einmal vorstellen und zeichnen könnte, nicht vorhanden ist. Den absoluten Tiefpunkt dabei stellen jedoch die teils gekünstelten, teils idiotischen Dialoge dar, die dem Film neben platten Schocks und hanebüchenen Wendungen noch das letzte Bisschen Ernsthaftigkeit rauben.
Bei dem Bemühen um eine spannende und fröstelnde Gruselatmosphäre wurde zu oft Verzicht auf Musik mit Subtilität, dagegen platte und laute Schockeffekte mit Spannung verwechselt. Odette Yustman (Cloverfield) empfiehlt sich zwar mit ihrem tollen Körper und in Unterwäsche für entsprechende Werbespots, aber mit ihrem ausdruckslosen Spiel für keine weiteren Filmrollen. Selbst vom lustlos agierenden Exorzisten-Rabbi Gary Oldman, der wohl schon um die niedere Klasse des Films wusste, wird sie mühelos an die Wand gespielt. Doch Yustmans Leistung wird dennoch von Meagan Good (Rollen in Filmen wie Tödlicher Anruf oder Der Love-Guru sprechen eigentlich schon eine deutliche Sprache) in der Rolle ihrer besten Freundin, die ständig dümmliche Aberglauben-Tipps der nächstbesten Frauenzeitschrift preisgibt, locker unterboten. Die hölzerne Good wirkt, als würde sie ihre eigene Parodie spielen - mit stets ernster Miene versteht sich.
Einige zumindest nett gestaltete Sets und die stets eher leicht bekleidete, zwar blasse, aber niemals in irgendeiner Form entblößte Odette Yustman retten dann doch noch den Film, oder besser: den zusammengepanschten Torso, der davon noch übrig ist vorm Totalschaden. Logik, Spannung oder auch nur (gute) Ideen sucht man in diesem komplett sinnfreien Spektakel vergebens, weswegen The Unborn wohl besser niemals aus der Wiege hätte gehoben werden sollen.