Review

Selbsthilfebücher - für den Einen das absolute Himmelreich, für den anderen die geldschneidernste Nebensache der Welt.

Doch den Zynismus mal für zwei Kinostunden beiseite - auch die Verfechter von Workshops zur Überwindung von schweren Traumata (hier: Verlust eines geliebten Menschen) haben ein Herz und es nicht immer nur auf deine Brieftasche abgesehen.

So geht aus Dr.Burke Ryan, der aus dem Unfalltod seine Ehefrau ein Geschäft gemacht hat, obwohl er weder das Ereignis selbst verarbeitet hat, noch vollkommen der Kohle verfallen ist, stattdessen möchte er wirklich und wahrhaftig den Menschen helfen, die sich bei ihm einschreiben und seinen Bestseller gekauft haben.

Immer lächeln, immer voran und Überwindungsgemeinplätze in jeder Hosentasche, das macht auch den besten Menschen irgendwann mürbe und man verliert den Spaß an der Sache, wenn es mit der Selbsttherapie gerade nicht so gut klappt.

Und da sind wir schon mitten in der Handlung rund um einen Menschen, dessen Schlag wir sonst grundsätzlich mit Genuß in den Schuh pissen würden, den wir aber in diesem Fall mögen sollen, weil er, wenn auch nur zögerlich und extrem langsam, mit der Hilfe von Jennifer Anistons Floristin (aua!) beginnt, zu sich selbst zu stehen.

Und so darf sich das Publikum nun ihm und seinem Umfeld widmen: während er andere therapiert, geht er selbst bei der Blumenhändlerin in Therapie, muß sich überwinden wieder mal mit seinen Schwiegereltern zu sprechen und den Kakadu seiner Frau in die kalten Wälder von Seattle zu entlassen.

Wem das jetzt ein wenig zu platt klingt (oder tierquälerisch), der kann sich in "Love Happens" (schon der Titel ist ein Kuriosum, denn um Liebe geht es exakt in den letzten 20 Sekunden beim ersten Knutsch) daran ergötzen, wie wenig man in zwei Stunden packen kann, um es dann unendlich in die Länge zu ziehen, während Aaron Eckhart, einer der wenigen gern gesehenen B-Darsteller mit praller Mimik abmüht, seiner Figur reichlich Tiefe zu verschaffen.

"Love Happens" ist ein unglaublich zäher Film geworden, der mit wenigen Bildern etwas erklären könnte (und dies auch tut), um das Ganze dann über Handlungen und Dialoge alles noch zwei- bis dreimal auszuwalzen. Es wird minutenlang an einfachen Sätzen herumgekaut, Denkpausen gemacht und ernst dreingeschaut, während Eckhart an einem armen Bauunternehmer herumschraubt, dessen Sohn verunglückt ist, bis er zur Wiederaufrichtung mit seiner Gruppe mal eben in den nächsten Baumarkt geht.

Das ist dann leider genauso flach, wie die billigen Lebensweisheiten, die man erst wohl karikieren will, die dann aber doch den halben Plot füllen, bis in der finalen Auseinandersetzung mit sich selbst vor Publikum wirklich alles in Klischees, Rührung und Tränen zerfließt - und das ist ein Moment, in dem wir niemanden sehen wollen, der etwa Michael Sheen heißt, hier aber hemmungslos mitheulen soll, trotz "semper fi" und Marine-Vergangenheit.

Frau Aniston, die ja angeblich Onkel Brad in die Wüste geschickt haben soll, weil sie an ihrer Karriere feilen will, leistet sich demzufolge mit ihrer ausgeweiteten Nebenrolle als widerspenstige Krisentherapeutin auch eher einen Bärendienst: nett, harmlos, beliebig und mit teilweise unglaublich witzlosen Monologen gesegnet, ächzt sie sich durch die nächste flaue Rolle, die noch blasser ist als ihre gefeierte Rachel aus "Friends" - gibt es eine profilärmere Darstellerin, die so gut verdient, ohne stetig in knappen Sachen rumzulaufen?

Fakt ist: der Film ist banal, ein Film über ein zu monumentalen Dimensionen aufgeblasenes Detail eines Autounfalls, eine Nichtigkeit, die man sonst dem Therapeuten spätestens in der dritten Stunde anvertraut, die aber noch dazu mit Vermarktungsmoral (man steht vor dem großen Mediendeal) und seltsamen Extrarunden (Anistons sinnfreie Mitarbeiterin; die geheimen Botschaften hinter Bildern) vollgestellt wird, damit man auch jedem vorgaukeln kann, es ginge in dem Film um irgendwas.

Der Witz ist: sofern der Schmarrn etwa von Richard Gere breitgetreten worden wäre, hätten Mittfünfzigerinnen eventuell etwas zum Mitschluchzen, aber Eckhart hat weder den Charme- und noch den Starbackground, um mit dieser Redundanz von Film irgendwen in den Saal zu locken - ein Film, den man problemlos im Vormittagsprogramm von Pro7 verstecken kann.

Natürlich genügt es für ein paar Schmunzler (wofür sich der komplette Cast nur von einem Kakadu an die Wand spielen lassen muß), aber der tranige Plot kommt wie seine Hauptfigur einfach nicht genügend aus dem Tee, um einen gesegneten Tiefschlaf zu vermeiden.

Gepflegte Langeweile, die (man beachte) vorzugsweise Frauen vor Schluß aus dem Kinosaal getrieben hat. (3/10)

Details
Ähnliche Filme