Das Töten hat nichts Spektakuläres an sich. Der Killer nähert sich seinem ihm unbekannten Opfer und drückt wortlos und ohne eine Reaktion abzuwarten ab. Genauso schnell wie er gekommen ist, verschwindet er wieder. Die Tat wird von keinerlei äußeren Emotionen begleitet und vermittelt unmittelbar den Charakter einer Hinrichtung. Dem Killer werden die Zielpersonen von einem Gremium mitgeteilt, ohne dass er Hintergründe erfährt. Penibel wird darauf geachtet, dass nur wenige Personen Details über die Arbeit der Widerstandsbewegung kennen.
In seiner klaustrophobischen Charakterisierung einer Widerstandszelle, wandelt Regisseur und Drehbuchautor Ole Christian Madsen auf den Spuren von Melvilles "Armee der Schatten". Auch er ist weniger an der Schilderung eines heroischen Kampfes gegen die Besatzungsmacht interessiert, als an den Veränderungen der Personen, die innerhalb einer angepassten Gesellschaft im Untergrund kämpfen. Das Gefühl einer Systematik in der Bekämpfung des Feindes oder gar eines Fortschrittes stellt sich für sie nie ein, da die Zusammenhänge für die Widerstandskämpfer nicht zu erkennen sind. Für sie als "Frontkämpfer" ist die Gefahr gefasst zu werden naturgemäss am höchsten, so dass sie über keinerlei übergeordnete Kenntnisse verfügen dürfen.
Im Gegensatz zur französischen "Resistance", der Melville selbst angehörte, ist die dänische Widerstandsbewegung wesentlich unbekannter und auch die Protagonisten Flamme (Thure Lindhardt) und Zitrone (Mats Mikkelsen), die in Kopenhagen für die Ausführung der Attentate verantwortlich waren, kennen nur Wenige ausserhalb Dänemarks. Tatsächlich verfügte der dänische Widerstand nur über eine kleine Anzahl handelnder Personen und war dazu noch direkt von England abhängig, auf deren Informationen man angewiesen war. Madsen beschreibt die zunehmende Verunsicherung der Untergrundkämpfer, die widersprüchliche Informationen erhalten, und auf Grund ihrer autarken Position nur schlecht einschätzen können, ob die Hinrichtung einer Zielperson für den Widerstand sinnvoll ist oder eigennützigen Intentionen einzelner Personen, unter denen sich definitiv ein Verräter befindet, entspringt.
Die Lage spitzt sich zu, als Flamme und Zitrone beginnen - auch von dem Verwirrspiel entnervt - eigene Zielpersonen auszusuchen. Bisher kämpfte der dänische Widerstand ausschliesslich gegen Kollaborateure und vermied es Offiziere der deutschen Besatzungsmacht anzugreifen, um Bestrafungsaktionen an Mitbürgern zu vermeiden. Doch als Flamme die geheimnisvolle Ketty (Stine Stengade) kennenlernt, ändern sich seine Ansichten. Ihre Rolle bleibt undeutlich, aber als Flamme erfährt, dass sie auch die Geliebte des Gestapo-Führers Hoffmann (Christian Berkel) ist, den er schon lange als die mächtigste Figur der Besatzungsmacht ansieht, will er, dass sie ihm bei einem Attentat auf diesen hilft...
Trotz der vielen Tötungsdelikte vermeidet Regisseur Madsen den Eindruck übertriebener Action und bleibt fast emotionslos in seinen Schilderungen. Der Film lebt vor allem von seinen zwei Hauptdarstellern, die unterschiedlicher in Charakter und Entwicklung nicht sein könnten. Erstaunlich an Madsens Stil ist der Verzicht auf äußerliche Heroisierungen. Es wäre ein Leichtes gewesen, seine Protagonisten allein auf Grund ihrer Rolle zu Helden hochzustilisieren, aber Madsen verlässt sich ganz auf seine Darsteller.
Thure Lindhardt als Flamme ist trotz seines jungen Alters von großer Abgeklärtheit und Konsequenz. Nichts kann ihn irritieren, weshalb er als Tötungsmaschine lange Zeit fast kalt wirkt. Erst langsam werden seine Emotionen hinter dieser äußeren Fassade erkennbar, nicht zuletzt durch die Begegnung mit seinem Vater (Jesper Christensen). Lindhardt gelingt es, ohne jemals aus der Rolle zu fallen, seine Beweggründe zu vermitteln und gewinnt dadurch an Sympathie.
Mats Mikkelsen als Zitrone geht den umgekehrten Weg. Zuerst fast nervös ängstlich und nur als Fahrer tätig, der kein Attentat selbst ausführen kann, entwickelt er eine zunehmende Wut, die ihn immer gefährlicher und unkontrollierter werden lässt. Mikkelsen zeigt einen Menschen ,der auf Grund seiner Situation, korrumpiert und asozial wird. Im Gegensatz zu Flamme verfügt er über Frau und Tochter, die er auf Grund der Umstände nur selten sehen kann. Zuerst wirkt Zitrone deshalb wesentlich vertrauter und freundlicher als sein Partner, aber er wird immer unfähiger zu kommunizieren, weshalb seine Frau ihn nicht nur verlässt, sondern große Ängste vor ihrem gewalttätigen Mann entwickelt.
Flamme und Zitrone genießen ein hohes Ansehen in der dänischen Gesellschaft und wurden posthum - wenn auch mit zeitlichem Abstand - mit hohen Ehren versehen (wie der Film im Abspann beschreibt). Doch Madsen ging es nicht um Heldenverehrung, sondern um die Schilderung eines unangenehmen und verdrängten Themas in der dänischen Geschichte. Durch die sperrige und wenig an befriedigenden Actionfilmen orientierte Gestaltung, wird die undankbare und einsame Position der wenigen Personen gezeigt, die sich der Besatzungsmacht entgegen stellten. Diese differenzierte Charakterisierung lässt keinen Zweifel an deren Leistung, aber verhindert eine plumpe Identifikation.
Ähnlich wie bei der deutschen Heldenfigur Graf von Stauffenberg werden Widerstandskämpfer gerne als Beruhigung dafür missbraucht, dass es innerhalb einer Gesellschaft positive und moralisch eigenständige Kräfte gibt. Das es diese gibt, daran besteht kein Zweifel, aber die Leistung des Films liegt viel mehr darin, hier den Eindruck einer Situation erfahrbar werden zu lassen, unter der diese Menschen leiden, und für die der weit größere Teil der Gesellschaft zuständig ist (8/10).