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Im Aquarium des 10jährigen Josh (Austyn Myers) landet eine kleine Kugel, die sofort beginnt, das Wasser aufzulösen. Der Junge hatte zuvor beobachtet wie die Kugel als Feuerball aus dem All auf ihn zugeflogen kam und die Scheibe durchschlug, aber natürlich glaubt ihm seine Mutter Gina (Elizabeth Banks) kein Wort, sondern verdächtigt nur die auf der Strasse Baseball spielenden Jugendlichen.

Drei Monate später landet ein UFO direkt neben der Freiheitsstatue. Allerdings ist UFO nicht ganz der richtige Ausdruck für ein Raumschiff in Menschengestalt, genauer mit dem Aussehen von Eddie Murphy. Die darin befindlichen Aliens sehen aus wie Mini-Menschen, die, um unbemerkt auf der Erde agieren zu können, ihrem Raumschiff die Gestalt des Captains (Eddie Murphy) gegeben haben. Nach der Landung treten sie in Aktion und lenken die Figur durch New York, um so die Kugel wieder zu finden, die unglücklicherweise durch Joshs Fenster flog.

Bei aller Liebe zu fantasievollen Science-Fiction-Szenarien, tauchen sehr schnell Fragen nach der inneren Schlüssigkeit der Story auf, denn selbstverständlich bewegt sich der ferngelenkte Eddie Murphy bzw. das Raumschiff so schwachsinnig durch New York, dass es auffälliger nicht sein könnte. Doch selbst als Eddie Murphy bei Rot über die Ampel geht und sich nach einem Frontalcrash mit einem Auto ohne äußere Verletzungen (sieht man von einem angebrochenen Fuß ab) wieder davon macht, gehen die New Yorker schnell zur Tagesordnung über – so etwas geschieht schließlich jede Minute in ihrer Stadt.

Die Crew an Bord des Raumschiffs ist als Satire auf die „Enterprise“ angelegt mit Eddie Murphy als Captain Kirk - Verschnitt, einer Nummer 2 (Ed Helms), die eine Art „Mr.Spock“ ohne Spitzohren gibt, und einer Nummer 3 (Gabrielle Union), die als Widergängerin von „Leutnant Uhura“ agiert. Dass diese trotz ihrer großen technischen Überlegenheit nicht in der Lage sind, eine überzeugendere Figur auf die Suche nach der Kugel zu schicken, die ihrem Planeten Nil das Überleben garantieren soll, ist natürlich totaler Blödsinn, gibt Eddie Murphy aber die Gelegenheit für witzige Verwicklungen.

Positiv an dieser Charakterisierung ist vor allem, dass Murphy hier nicht seinen überdrehten, sprachgewaltigen Zappel-Stil pflegt, sondern im Gegenteil einen roboterhaften, unemotionalen Steifling in 70er Jahre - Klamotten gibt, der zu keiner natürlichen menschlichen Regung in der Lage ist. Glücklicherweise wird er mitten in New York von Joshs Mutter angefahren und kommt damit sehr schnell der verschollenen Kugel auf die Spur, denn es ist unvorstellbar, wie dieser Idiot, der sich selbst „Ming Cheng“ nennt (weil es sich dabei um den statistisch häufigsten Namen auf der Welt handelt) sonst jemals Irgendetwas gefunden hätte. Auch als Miniatur-Captain bleibt Murphy angenehm zurückhaltend und verzichtet in „Mensch, Dave“ auf jeglichen Primitiv-Humor wie zuletzt noch in „Norbit“, doch trotz dieser Steigerung, wurde seine neue Komödie kein guter Film.

Denn dafür versuchen die Macher um Regisseur Brian Robbins zu viel in den Film hinein zu packen. Anstatt sich auf die „Enterprise“-Satire und die Begegnung eines Aliens mit New York zu konzentrieren, sollte es auch noch ein richtig netter Familienfilm werden. Neben Murphy wird deshalb Josh zunehmend zur Hauptfigur, da er nicht nur als Einziger sofort begreift, dass es sich um Außerirdische handelt, sondern sich auch mit „Dave“ (den Vornamen nimmt er spontan an, als er merkt, dass „Ming Cheng“ nicht ganz passend ist) befreundet. Josh ist zudem der Kleinste seiner Klasse und wird von einem bösen Mitschüler drangsaliert, der ihm auch noch die gesuchte Kugel abnimmt. Da ist es natürlich Ehrensache, das „Dave“ sich um gewisse erzieherische Maßnahmen kümmert…

Bei den Raumschiffinsassen handelt es sich zu Beginn noch um unemotionale Wesen, die den Niedergang der Erde für ihre Zwecke mit einkalkulieren, aber im Bemühen, ihre Figur „Dave“ authentisch wirken zu lassen, lernen sie immer mehr über Gefühle, weshalb sie sich verändern – bis natürlich auf den zweiten Mann an Bord, der seinem „Mr.Spock“ alle Ehre machen will. Angesichts der unterschiedlichen Menschen an Bord, die plötzlich Liebe und – wie sollte es in einer „schrägen“ Komödie anders sein – auch ihre Homosexualität neu erfahren, fragt man sich, wie sich diese zuvor fortgepflanzt haben. Diese Entwicklung wirkt komplett aufgesetzt und propagiert die wunderbaren menschlichen Emotionen, die so voller Liebe und Toleranz sind (was nichts daran ändert, dass sich hier schön schwarz zu schwarz und weiß zu weiß gesellt), dass sie auch die bösen Aliens bekehren.

Die zu Beginn vorhandene komödiantische Linie gerät immer mehr in ein Kuddelmuddel aus Science-Fiction-Elementen und Familiengeschichte, welches kaum ein Klischee auslässt. Zwar wird es noch einmal richtig spannend, als die Polizei den Aliens auf die Schliche kommt, aber natürlich läuft alles auf den großen „Wohlfühl-Countdown“ zu, der auch den kleinsten satirischen Ansatz des Beginns unter sich begräbt. Angesichts der Tatsache, dass „Mensch, Dave“ sich nicht in die primitiven „Furz“-Filme einreiht und über ein paar nette Gags verfügt, liegt es nahe, ihm gewisse Qualitäten zuzuweisen. Letztlich stellt sich aber die Frage, ob ein offensichtlich trashiges, geschmackloses Werk nicht ehrlicher ist als die harmoniesüchtige Soße, die „Mensch, Dave!“ so verkleistert (3/10).

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