Erkennen, und doch verschweigen
Über weite Strecken behandelt auch dieser Haneke-Film lediglich eines: die angenommene Sprachlosigkeit in manch bürgerlichen Haushalten.
Die Dialoge sind mindestens ebenso quälend wie die eigentlichen Inhalte dieser Filme.
Auf der anderen Seite ist "Bennys Video" aber auch Hanekes eindeutig reaktionärster Beitrag - die postmoderne Vieldeutigkeit seiner Filme ist dabei nirgendwo wie hier reine Oberfläche: in Jörg Mettelmanns prätentiöser "Relektüre" nennt dieser einmal Roger Rabbit aus dem Film, der in diesem aber gar nie erwähnt wird - Bugs Bunny ist es, den das bedauernswerte Mädchen gerne sah - Mettelmann offenbar unbekannt: zwischen Bugs Bunny und Roger Rabbit liegen Welten.
Wenn Mettelmann zum Beispiel Baudrillard mit Charles Schulz verwechseln täte, bekäme er wahrscheinlich Schwierigkeiten, aber bei Cartoons kann man einfach so drüber fahren: warum? Weil die Verachtung dieser Kultur das Wesen nicht nur dieses Haneke-Films und symbolischen Analytikers ist. Es ist sogar Programm. Und dieses Programm trägt auch Menschenverachtung in sich, Verachtung gegenüber all jene die keine Rokkoko-Möbel sammeln und nicht in Klassik-Konzerte gehen wollen. Die lieber "Stirb langsam" sehen als sich von einem gönnerhaften Bresson-Studienrat zu Ergüssen in von Reizüberflutung handelnden, ökonomistischen Kulturpessimismus und verlogener Konsumkritik inspirieren lassen.