Review

"Hallöchen, hier spricht nicht Edgar Wallace!"

Die Vermutung liegt natürlich nahe, dass man sich in einer der unzähligen Wallace-Adaptionen verirrt haben könnte - immerhin lüftete Hauptdarsteller Stewart Granger im selben Jahr bereits "Das Geheimnis der weißen Nonne".
Und auch wenn Klaus Kinski und Karin Dor, beide  Stammschauspieler aus der erfolgreichen Filmreihe, mit von der Partie sind, so handelt es sich bei "Wie tötet man eine Dame?" - so der Originaltitel dieser deutsch-österreichisch-italienischen Co-Produktion - um ein billiges Machwerk aus der Schmiede von Karl Spiehs, jenem Produzenten trivialer Schmonzetten zwischen bieder ("Immer Ärger mit den Paukern"), zotig ("Rudi, benimm dich!"), schlüpfrig ("Josephine Mutzenbacher", "Griechische Feigen") und kultverdächtig ("Bloody Moon - Die Säge des Todes").
Inszenatorisch erinnert dieser skurrile Streifen auch eher an Jess Francos Arbeiten, doch der hatte ausnahmsweise nichts damit zu tun, auch wenn der gemessene 8/10-Wert des Trashbarometers dem Spanier zur Ehre gereicht hätte.

Also, was hat es mit den gelben Mönchen nun auf sich? Womit haben es hier Film-Nostalgiker, Trash-Fans und alle, die sich versehentlich in dieses Werk verirrt, zu tun? Ich versuche dieser Frage auf den Grund zu gehen:

Mit Stewart Granger erscheint gleich zu Beginn der stets auf cool getrimmte und charmante Frauenheld (genannt "Gentleman-Jimmy" - hahaha) auf der Bildfläche, der eine Art Superagent namens James Vine darstellt und einer Verbrecherorganisation auf der Spur ist.
Diese hat sich im Kloster der gelben Mönche eingerichtet, führt die Gruppe wie eine religiöse Sekte, verfügt über telepathische Aparaturen, jede Menge hübscher Bienen und einem charismatischen Anführer, der "Das Auge" genannt und von Curd Jürgens dargestellt wird.
Ganz nebenbei erwähnt: den Bösewicht gibt der "Schinderhannes" um einiges überzeugender als 11 Jahre später den Karl Stromberg in "Der Spion, der mich liebte"!
Jürgens und Granger als Gegenspieler werden den Großteil des spärlichen Budgets für ihre Gagen eingestrichen haben - jedenfalls sind sie mit sichtlicher Spielfreude dabei und der Spaß überträgt sich auch sehr schnell auf den Zuschauer.
Egal, ob das alles in billigen Kulissen inszeniert wurde und die Story so hanebüchen wie übertrieben erscheint - Hauptsache das Teil macht Laune und sorgt für gute Unterhaltung!
Vereinzelte Handlungselemente erscheinen so absurd, dass sie für unfreiwillige Komik sorgen und Granger hat tatsächlich ein paar nette Gags auf der Pfanne.
Etwas Blut spritzt auch, nackte Möpse gibts auch zu bewundern und gegen Ende rattern die Maschinengewehre als das Kloster gestürmt wird - und überhaupt: irgendwie erinnert das alles doch etwas an die "Dr. Fu Man Chu"-Filme mit Christopher Lee.
Liegt vielleicht daran, dass sich Rupert Davies ("Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu") als Kommissar ebenfalls in das wilde Treiben verirrt hat, genauso wie Adolfo Celi - ehemaliger Bond-Bösewicht 1965 in "Feuerball" als Emilio Largo.

Schande auf mein Haupt! Bei all den internationalen Superstars habe ich doch glatt vergessen den genialen und äußerst groovigen Score zu erwähnen - es sei mir verziehen!

Ich kenne "Das Geheimnis der gelben Mönche" noch aus meiner Kindheit. Irgendwann flimmerte er an einem Dienstagabend um 20Uhr15 im ZDF über den Bildschirm.
Das Wiedersehen nach über 20 Jahren stand - gemessen an den ersten zehn Minuten - unter keinem guten Stern. Doch dann ging ordentlich die Post ab und wer auf unterirdischen Trash steht, der wird bei Sprüchen wie  "Ich desinfiziere dich mit meinen Fäusten!" den Kopf schütteln, aber seine wahre Freude haben wenn der in Ehren ergraute "Gentleman-Jimmy" böse Buben durch die Pappmache-Kulissen pfeffert, nur um anschließend an der rehäugigen Karin Dor zu knabbern.

Ein Highlight des schlechten Geschmacks - auch für Masochisten uneingeschränkt zu empfehlen!

7,5/10

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