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"Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin..."

Dieser Spruch sollte ursprünglich den Mädchen Mut machen, aus der üblichen Geschlechterrolle auszubrechen, um sich - wie es Jungs selbstverständlich zugestanden wird - auch mal schlicht gehen zu lassen. Inzwischen hat dieser Satz zwar etwas Patina bekommen, aber er stand sicherlich Pate für die Buchvorlage "St.Trinian's", auf deren Basis der Film entstand.

Miss Camilla Fritton (Rupert Everett) leitet ein Mädchenpensionat der besonderen Art. Die eigenwillige Pädagogin hat ganz eigene Vorstellungen der schulischen Erziehung und lässt ihren weiblichen Zöglingen freie Hand. Das Lehrpersonal hat sich diesen Methoden anzupassen, weshalb es entweder aus verhaltensauffälligen Pädagogen besteht oder gleich wieder verschwindet. Die Fluktuation ist in einigen Fächern sehr hoch, was angesichts der wilden Meute, die in dem alten, etwas heruntergekommenen Landschloss haust, nicht verwundert.

Mit dieser muss gleich zu Beginn Annabelle Fritton (Talulah Riley) Bekanntschaft machen, weil sie ihr Vater Carnaby Fritton (auch Rupert Everett) gegen ihren Willen bei seiner Schwester in dem Pensionat abliefert. Als Neuankömmling ist Annabelle dem gut organisierten Empfangskomitee, welches von der Schulsprecherin Kelly (Gemma Arterton) geleitet wird, hilflos ausgeliefert. Doch nicht nur ihr Empfang, der sie nackt ins Internet bringt, wird rücksichtslos durchgezogen, sondern auch sonst scheinen sich sämtliche Insassen ja nach Alter und Geschmack entweder kriminell oder sexuell zu betätigen. Als Kontaktmann und Hehler agiert "Flash" Harry (Russell Brand), der sich ein mafiöses Outfit leistet, aber tatsächlich ein Weichei ist, das von den Mädchen problemlos kontrolliert wird.

In diese "Idylle" kommt Bewegung, als der Kultusminister Geoffrey Thwaites (Colin Firth) ausgerechnet hier ein Exempel statuieren will, und an der "schlechtesten" Schule Englands aufräumen möchte. Zusätzlich hat Direktorin Camilla - wegen des recht aufwändigen Lebensstils an der Schule - erhebliche finanzielle Probleme, weshalb ihr die Bank eine letzte Frist für die Bezahlung eines hohen Betrags gibt und sonst die Schulschliessung droht.

Pädagogen, die eine eigene, den staatlichen Richtlinien widersprechende Vorstellung, von Erziehung haben. Eine zwar skurrile, aber trotz der Verschiedenheit der Charaktere harmonische Lebensgemeinschaft. Vertreter des Staates, die diesen Auswüchsen ein Ende machen wollen. Banker und Gerichtsvollzieher, die mit Räumnung drohen. Schüler, die sich in einer solchen Situation zusammenraufen, um zu versuchen den Behörden und Bankern ein Schnippchen zu schlagen.

Diese Konstellation hat es in verschiedenen Varianten schon unzählige Male gegeben, nicht zuletzt bei "Pippi Langstrumpf", die sich immer dagegen wehren musste, von den Behörden vereinnahmt zu werden. Doch während Pippi Langstrumpf ihre anarchische Seele niemals verriet, sind die "bösen Mädchen" hier nur Abziehbilder von Pin-Ups, Schlampen, Dominas, Punks und bezopften Gören. Zu Beginn leistet sich der Film noch ehrliche kriminelle Aktionen, wenn etwa "Flash" Harry berichtet, wie es einigen mit dem gepanschten Fusel ergangen ist, den die Mädchen in der Schule zusammenbrauen. Auch die sexuellen Zweideutigkeiten sollen zumindest andeuten, dass einige der minderjährigen Mädchen sexuell schon sehr aktiv sind (was sie mit ihrem Outfit noch unterstreichen).

Doch diese leicht provokante Richtung verliert der Film zunehmend, sobald die Gefahr für die Schule konkret wird, und gemeinsames Handeln angesagt ist. Als Lösung wird der Diebstahl des Vermeer Gemäldes "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" aus dem Londoner Museum anvisiert, durch dessen Erlös die Schulden bezahlt werden sollen. Zufällig findet an diesem Ort auch das Finale des Schulwettbewerbs statt, das über die best ausgebildetste Schule entscheiden soll. Um den Diebstahl planmässig umsetzen zu können, ist es notwendig, an diesem Finale teilzunehmen...

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, zu welchen ungeahnten Leistungen die Mädchen plötzlich in der Lage sind. Nach dem "Rififi" Vorbild wird hier ein perfekter Plan umgesetzt, in dem die verschiedensten Charaktere entsprechend ihrer Fähigkeiten zusammenarbeiten. Das ist amüsant erzählt und kann mit vielen witzigen Details gut unterhalten - wie das bei den filmischen Vorbildern auch meist der Fall war. Welcher Zuschauer mag es nicht, wenn die originellen Underdogs gegen die arroganten und technokratischen Behörden gewinnen ?

Nur gibt der Film hier vor, dass es sich bei den Schülerinnen um promiskuitive oder kriminelle Subjekte handelt, obwohl sie es an Bravheit problemlos mit "Hanni und Nanni" aufnehmen könnten. Im Gegensatz zu Pippi Langstrumpf, deren Outfit kongenial ihre Einstellung unterstützt, verkommen die erotischen Fummel, in denen vor allem die durchweg hübschen Hauptdarstellerinnen stecken, angesichts deren letztendlich nur von guten Absichten geleiteten Aktionen, zu reinen Männerfantasien - klasse aussehend mit erotischer Ausstrahlung, fähig und intelligent, angemessen frech, aber letztendlich nur der guten Sache dienend. Einzig die Frau Direktorin wagt einmal einen Ausbruch aus weiblichen Rollenklischees, aber die wird ja auch von einem Mann gespielt (4/10).

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