Review

Fortsetzung von: http://www.ofdb.de/review/542,282674,Rambo

Teil 2 von 2

Rambo, mittlerweile zurück gezogen an der thailändischen Grenze lebend, soll eine kleine Gruppe von amerikanischen Missionaren, darunter Ärzte, ins nahe gelegene Birma (deutsch: Myanmar) bringen, wo schon seit 60 Jahren einer der brutalsten Bürgerkriege der Welt tobt. Widerwillig nimmt er den Auftrag an und wird alsbald damit konfrontiert, dass die Missionare verschleppt wurden. Zusammen mit einem kleinen zusammen gewürfelten Söldnertrupp begibt er sich auf die Suche nach ihnen und befreit sie, die Burmesen auf den Fersen...

Oft wurde John Rambo schon unter der Überschrift „Gewaltverherrlichung" diskutiert und wahrlich ist der Film der brutalste und blutigste Beitrag zur Reihe. Dennoch - und daran scheiden sich die Geister - wird hier nur die grausame Wahrheit dargestellt. Abgehackte Gliedmaßen, von Landmienen zersprengte Menschen, Auslöschung ganzer Dörfer, Vergewaltigungen, Kindstötungen - all diese Grausamkeiten haben zwar nicht ausschweifend, wohl aber explizit Eingang in den Film gefunden. Die diktatorische Militärregierung und ihre Schergen, die ethnische Minderheiten ausradieren wollen, bekommen kein Gesicht, sondern werden nur als uniformierte Barbaren dargestellt. Dies entpuppt sich einerseits als kluger Schachzug, da „das Böse" nie greifbar scheint, aber andererseits verstellt es dem Zuschauer die Möglichkeiten eines differenzierten Blicks, welcher womöglich Ambivalenzen und nuancierte Betrachtungen in der Zuschreibung von „Gut" und „Böse" zugelassen hätte. So ist der stoische John Rambo neben ein paar blassen Missionären der einzige Sympathieträger des Films, woran der ständig fluchende und beleidigende amerikanische Söldnertrupp, der zur Rettung auserwählt wurde, entscheidenden Anteil hat.

Ebenjene Gespräche, oder besser: Aneinanderreihungen von Flüchen, sind wiederum die bemüht witzigen Beiträge des Films abseits der smarten, aber fragwürdigen Oneliner der Marke „Lebe für nichts - oder stirb für etwas.", die im legendären „Blaues Licht"-Dialog in Rambo III ihren intellektuell traurigen Höhepunkt erfuhren. Dabei distanziert sich John Rambo jedoch in Sachen Inhalt und Form deutlich von seinen beiden beinahe schon selbstparodistischen Vorgängern mit cartoonesker Action.

Schnell geschnittene, zum Teil mit Handkamera gedrehte Actionsequenzen, die mit ihrer Wackel-Optik an die Bourne-Reihe erinnern und mit größtmöglichen Realismus ebenso wie mit dem Up-to-Date der Actioninszenierung konnotiert werden, schaffen eine unvermittelte Präsenz im Kampf, im etwa die Hälfte des Films einnehmenden Krieg. Ideologisch ist John Rambo zwar auch noch fragwürdig, wenn die Hauptfigur Weisheiten von sich gibt wie „Haben Sie Waffen? Sonst werden Sie gar nichts ändern.", jedoch nicht in dem Maße der Vorgänger, in welchen stets die seither rüde und provokative amerikanische Außenpolitik glorifiziert wurde. Birma besitzt nicht viele Bodenschätze oder natürliche Ressourcen wie Öl, weswegen die Welt - und mit ihr die „Weltpolizei" USA - die Augen vor einem offensichtlichen Völkermord verschließt.

Mag sein, dass John Rambo mit brutaler Action nur unterhalten will, mag auch sein, dass er auf Birma und die prekäre Situation für die Wahrung der Menschenrechte dort sensibilisieren will. Oder - und dieser These würde ich mich anschließen - könnte es sein, dass dieser potenzielle Blockbuster sowohl kritisieren und aufrütteln als auch unterhalten will?

Schauspielerisch etwas dürftig geraten, kann der Film jedoch durch die handwerkliche Perfektion der Actionsequenzen überzeugen. Stallone erweist sich als patenter Regisseur von Actionsequenzen, der auch vor zwischenmenschlichen Tönen nicht zurückschreckt, auch wenn diese kurzen Ausflüge eher zwischen all dem Blut auf dem Schlachtfeld versickern. Das musikalische Grundthema von Jerry Goldsmith aus Teil 1 wird auch wieder aufgegriffen, allerdings letztendlich durch härtere Orchestermusik weitgehend zurück gedrängt.

So bleibt am Ende der zweitbeste Teil der Reihe - gleich nach First Blood. Ein hoch unterhaltsamer, aber teilweise doch fragwürdiger Kriegs-Actioner, mit dem Sylvester Stallone einen guten Schlusspunkt setzt unter seine Karriere, sollte er keine guten Rollenangebote mehr bekommen. Handwerklich äußerst solide stößt die überbordende Brutalität bitter auf. (Knappe 7/10)

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