Warum nicht nahtlos weitermachen, wenn ein französischer Slasher wie Alexandre Ajas „High Tension“ international einschlägt? Alexandre Bustillo und Julien Maury fühlen sich der Nahtlosigkeit verpflichtet, und legen mit „À l’intérieur - Inside“ ein typisches höher-schneller-weiter-Werk vor. Und was das bei der schon mehr als drastischen Gewalt des „Vorbilds“ bedeutet, kann man sich leicht ausmalen.
Es lässt sich immerhin gut an: Die beklemmende Eröffnung mit dem Unfall, das einsame Leben der schwangeren Hauptfigur Sarah (inklusive der schön gelösten Szene mit dem sie umarmenden Freund), das beunruhigende Klima der sozialen Unruhen in Paris, ja, sogar trickreiche Einblicke in den Mutterleib. Fein säuberlich schneidet der Film diese Zutaten zurecht, nur um ihr Aroma schließlich in einem blutigen Eintopf bis zur Geschmacklosigkeit zu verkochen.
Das sich zunächst viel versprechend wie ein Kammerspiel ausnehmende Setting des Hauses wird schnell von Figuren belagert, die einzig und allein zur Steigerung des Bodycounts eingeführt werden. Alle, aber auch wirklich alle interessanten Ansätze gehen in der Blutsuppe verloren, in welcher der Film in seiner zweiten Hälfte watet.
Und obwohl er ab diesem Moment mit einigen der widerlichsten Szenen des modernen Horrorkinos aufwartet, will es ihm einfach nicht gelingen, das spätestens jetzt dringend benötigte Grauen zu erzeugen, da sein Abarbeiten von Scheußlichkeiten jederzeit plakativ die (zu allem Überfluss auch noch erschreckend ideenlose) Inszenierung bestimmt. Während von Regieseite wenig subtil Einstellungen ein ums andere Mal wiederholt werden, gilt es nun, sich als Zuschauer mit der Frage, welcher spitze Gegenstand als nächstes in welchem Körperteil landet, Spannung aufzubauen. „Inside“ stellt ab hier nämlich den kreativen Betrieb ein, liefert nichts mehr. Keine Fortführung der angerissenen Inhalte. Keine Verbildlichung selbiger. Lediglich Blut, Blut, Blut und eine Erklärung für das Ganze, die aber auch nur durch lupenreine Vorhersehbarkeit glänzt und jeder Fernsehfilm-Schmonzette zur Ehre gereichen würde. Aber fein ausgearbeitete Umstände sind sowieso der beiden Regisseure Sache nicht (man sollte meinen, im Team arbeite es sich sorgfältiger). Selbst unter Abzug sämtlicher genregerechter Zugeständnisse ist das Verhalten der handelnden Figuren zum Haareraufen bescheuert und lässt sich in vielen Fällen nicht einmal durch die Situation erklären. Das wirft einen als Zuschauer völlig heraus, stellt die geifernde auf-zum-nächsten-Mord-Inszenierung der beiden Franzosen auf reichlich tönerne Füße und wirkt in zumindest einem Fall tödlich: Das Opfer ist der Thrill.
Der verflüchtigt sich in diesem, gen Ende noch bis zur unfreiwilligen Komik gesteigerten Gemetzel, das uns abartigste Grausamkeiten ohne Haltung, Finesse und Vision verkauft, sondern lediglich den schnellen Nervenkitzel bedienen möchte. Die Differenzen zur inoffiziellen Blaupause „High Tension“, der nun auch wahrlich kein Ausbund an Tiefe und Schlüssigkeit war, liegen in der Inszenierung begründet, die ihre Blutrünstigkeit mit farbig-sozialkritischen Subtexten wie den Paris-Unruhen oder einer arg verkrampften Bibel-Analogie legitimieren möchte, diese dadurch aber umso mehr ausstellt. Und die netten Einfälle des Beginns zur überflüssigen Staffage verkommen lässt. Bleibt… nichts.
Viel Lärm, Blut, Geschrei um gar nichts. Bedenklich. Und nicht zu empfehlen.