Im Großen und Ganzen gelungener, aber teilweise etwas anstrengender Klassiker des ganz großen Schmalzkinos.
Die junge Scarlett O’Hara (Vivien Leigh) ist die am meisten umschwärmte Frau im Umkreis von Tara, dem Gehöft ihrer Eltern in den Südstaaten, zur Zeit des bevorstehenden Krieges Nord- gegen Südstaaten. Doch Scarlett ist eine ziemlich zickige Person, welche ihre zahlreichen Verehrer nach ihrem Willen manipuliert. Für den Zuschauer ist anfangs ein wenig schwer in den Film einzusteigen, da die Protagonistin überraschend uncharmant und negativ porträtiert wird.
Als sie hört, dass Ashley Wilkes (Leslie Howard) seine Cousine Melanie Hamilton (Olivia de Havilland) heiratet, ist sie am Boden zerstört. Denn sie liebt Ashley, der ihr als einziger nicht komplett verfallen ist. Sie will die Hochzeit platzen lassen, indem sie Ashley ihre Liebe gesteht. Doch der reagiert anders als erwartet: Er bittet Scarlett ihn zu vergessen und denkt gar nicht daran, die Hochzeit abzusagen. Dies kriegt auch der windige Frauenheld Rhett Butler (Clark Gable) mit, den Scarlett auf Anhieb unsympathisch findet. Auch die zweite Hauptfigur des Films erweist sich als überraschend windiger Schlawiner.
Tatsächlich bricht der Krieg wenig später aus und alle jungen Männer der Südstaaten ziehen in den Krieg, darunter auch Ashley und Scarletts zahlreiche Verehrer. Die folgenden Jahre, in denen die Südstaaten den Krieg gegen die Nordstaaten verlieren, müssen alle Südstaatler und so auch Scarlett immer entbehrungsreicher leben, wobei sich ihr Weg immer wieder mit dem von Rhett Butler kreuzt...
„Vom Winde verweht“ ist ein wuchtiges Epos von ca. 220 Minuten Länge, was dem Zuschauer einiges an Sitzfleisch und Geduld abverlangt. Vor allem dauert es eine ganze Zeit bis man sich richtig in den Film hineingefunden hat, danach wird die Handlung immer kurzweiliger. Vor allem wenn man immer mehr positive Seiten an Scarlett kennen lernt, kann besser der Handlung folgen, denn die ziemlich negativen Hauptfiguren sind etwas gewöhnungsbedürftig, auch wenn es eine nette Abwechslung zum inzwischen festgesetzten Standard ist.
Ebenso wie die negativ porträtierten Hauptfiguren überrascht auch das relativ böse Ende des Films. Für das Jahr 1939 kann der Film auch mit beeindruckenden Bildern aufwarten, auch wenn man z.B. die Hintergründe ganz klar als Malereien identifizieren kann. Die Geschichte an sich ist relativ gelungen und kann auch einige ziemlich gute Wendungen aufbringen; die Spannung erreicht jedoch aufgrund der teilweise gezogenen Passagen ein nur solides Niveau.
Die Tatsache, wofür der Film bekannt ist, ist in meinen Augen auch einer der Hauptkritikpunkte: Das recht schmalzige Liebesgeschmachte. Sicherlich weiß man schon vorher, dass „Vom Winde verweht“ absoluter Edelkitsch ist, aber das Ergebnis trifft dann den Nicht-Fan solcher Filme (wie mich) dann volle Breitseite. Denn trotz der ungewöhnlichen Figurenzeichnung triefen die Dialoge teilweise nur vor Schmalz und man erkennt in den diversen Eifersüchteleien den Vater aller Soap Operas. Sicherlich kann man für „Vom Winde verweht“ dennoch das Prädikat Gefühlskino verleihen, aber eine ganze Ladung weniger Kitsch hätte den Film in meinen Augen besser gemacht.
Vivien Leigh und Clark Gable spielen die Hassliebe der beiden Hauptfiguren wirklich großartig, wobei sowohl ihr Zusammenspiel als auch ihre Einzelleistungen ziemlich überzeugend sind. Daneben wirken die restlichen, ganz gut spielenden Darsteller dann etwas blass.
Unterm Strich bleibt recht beeindruckender, epischer Edelkitsch, dem eine gehörige Ladung weniger Schmalz gut getan hätte.