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Seitdem die traditionellen B-Actionstudios wie PM, Nu Image oder Shapiro Glickenhaus mit immer knapper werdenden Budgets zu kämpfen haben oder direkt die Pforten schlossen, ist Sony vorgeprescht und versorgt den Zuschauer (teilweise in Kooperation mit den alteingesessenen Firmen) mit direct to video Action – wie z.B. „Connors’ War“.
Connors (Anthony ’Treach’ Criss) ist Spezialagent der Oberklasse. Als Terroristen die First Lady als Geiseln nehmen infiltriert er das Hotel und schaltet die Geiselnehmer im Alleingang aus. Das ist ziemlich cool inszeniert und erinnert an die guten alten Actionfilme der 80er und 90er, z.B. wenn Connors einen ausgeschalteten Terroristen in einen Kühlschrank stopft. Leider greift eine übereifrige Spezialeinheit ein und löst eine Sprengfalle aus, bei deren Explosion Connors das Augenlicht verliert.
Drei Jahre später ist Connors’ zwangsverrentet, trainiert aber immer noch reichlich. Die japanische Kultur besitzt den Zatoichi-Mythos, der Italowestern hatte „Blindman“ und im gehobenen US-Actionfilm griff „Blinde Wut“ das Thema des blinden Kampfexperten auf, doch „Connors’ War“ geht diesen Weg nicht. Stattdessen erfährt Connors von einer Technologie, die ihm sein Augenlicht wiedergeben soll – allerdings funktioniert diese nur temporär, wie er bald herausfindet.

Die Kontakte knüpft Connors’ Ex-Boss Brooks (Blu Mankuna), der dafür eine Gegenleistung will: Connors soll einen Chip aus einem Labor klauen, um einen Konkurrenten des gefeuerten Brooks bloßzustellen. Doch dies stimmt nicht so ganz...
„Connors’ War“ besitzt Potential, nutzt jedoch leider eher wenig davon aus. Gute Arbeit kann man Regisseur Nick Castle attestieren, der für ansprechende Bilder sorgt, z.B. die Creditsequenz oder jene Szenen, in denen man die Wirkung des Seh-Serums durch Connors Augen sieht. Leider kann das Script da nicht mitziehen und präsentiert die Story eher dröge. Ein paar wenige Oneliner lockern das Geschehen auf, stereotyp hingegen die unvermeidliche Lovestory zwischen Connors’ und der Ärztin Amanda (Nia Peeples), die ihm bald hilft. Denn hier merkt man überhaupt keinen Funken Begeisterung, es ist liebloser Standard.
Hauptproblem von „Connors’ War“ ist jedoch die Tatsache, dass der Film nach einem starken Anfang in der zweiten Hälfte sehr merklich nachlässt und dies auf mehreren Ebenen. Klar ist der Plot reichlich ausgeluscht und selbst der unerfahrene Zuschauer ahnt, dass Connors’ bei der Überredung zum dem Einbruch gelinkt wurde, sodass große Überraschungen ausbleiben. Jedoch hat „Connors’ War“ in der ersten Hälfte einige spannende Szenen, gerade der Klau des Geheimobjekts ist gelungen inszeniert. Derartiges vermisst man in Hälfte zwei, die nach Schema F vor sich hinplätschert.

Ebenfalls stark ist das Nachlassen im Bereich Action, was nach dem gelungenen Auftakt schade ist. Im weiteren Verlauf finden sich jedoch nur noch zwei richtige Actionszenen, zum einen der Kampf gegen die Cleaner zu Beginn des letzten Drittels sowie der Showdown. Erstgenannte Konfrontation ist kurz, aber ansprechend in Szene gesetzt und macht Lust auf das Finale – welches dann auf ganzer Linie enttäuscht. Connors bekommt weniger Gegner als in Auftaktszene vorgesetzt (!!), diese sind schnell umgepustet und in der letzten Auseinandersetzung scheinen Connors und sein Kontrahent sich gegenseitig tot labern zu wollen.
Treach kann auch durchaus den coolen B-Actionhelden raushängen lassen, siehe „Love and a Bullet“, doch hier spielt er bloß routiniert, wenngleich er drauf verzichtet sich allzu sehr in Szene setzen zu lassen. Ordentlich auch Blu Mankuma als Mentor, während Nia Peeples mit ihrer unscheinbaren, lustlosen Performance enttäuscht. Der Rest vom Fest ist OK, aber bleibt aber nicht im Gedächtnis.

Alles in allem besitzt „Connors’ War“ Potential, doch lässt vieles davon ungenutzt. Nach einem starken ersten Drittel lässt der Film immer mehr nach und ist zudem etwas actionarm, sodass trotz guter Inszenierung ein bloß unterdurchschnittlicher B-Actionfilm bleibt.

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