Mit der Fortsetzung seines umstrittenen No-Budget-Werkes „Nekromantik“ führte Jörg Buttgereit die dort noch recht zerfahren behandelte Thematik um „Liebe und was davon übrig bleibt“ konsequent weiter. Natürlich auch diesmal wieder ohne Rücksicht auf Verluste oder das Gemüt des Zuschauers, erweist sich doch das vorliegende Produkt als gleichermaßen schockierendes wie interessantes Kleinod im deutschen Independant-Bereich, das sich fast ausschließlich auf seine symbolschwangere und bisweilen recht drastische Bildsprache verlässt. Dialoge finden kaum statt und wenn einmal gesprochen wird, so macht man es vergleichsweise kurz.
Drehte es sich im ersten Teil noch um den nekrophilen Robert und seinen seelischen Niedergang, so konzentriert sich die Handlung des zweiten Teils in ähnlicher Weise auf die ebenso veranlagte Monika (Monika M.), die jenen früheren Protagonisten zunächst einmal ausgräbt, präpariert und in ihrer Wohnung einquartiert. Kompliziert wird die Situation, als sie den schüchternen Mark (Mark Reeder) kennenlernt. Es entwickelt sich eine bizarre Dreiecksbeziehung, denn ihre sexuellen Vorlieben kann Monika nicht einfach abstellen.
Zieht sich die erste halbe Stunde noch etwas in die Länge, so beginnt Buttgereit ab dem ersten Treffen der beiden, die aufkeimende und zugrunde gehende Beziehung der beiden Menschen zu sezieren, indem er die beiden beispielsweise minutenlang wortlos durch den Park spazieren lässt oder sie einfach beim gemeinsamen Frühstück beobachtet. Im Gegensatz zu diesen eigentlich sehr schönen Eindrücken wird aber auch die brutale psychische Lage Monikas gezeigt, die sich ihrem toten Freund Robert in einer grausig in die Länge gezogenen und explizit gefilmten Sequenz entledigen will, aber letztenendes Geschlechtsteil und Kopf lieber doch noch aufbewahrt. Die metaphorische Erzählweise des Regisseurs zeigt sich hier in seiner radikalsten Form, vermittelt sie doch die innerliche Zerrissenheit einer jungen Frau, die sich nicht zwischen einer „normalen“ und ihrer „früheren“ Beziehung entscheiden kann und sich schließlich doch noch eine Hintertür offen hält. Für dieses Dilemma findet sie schlussendlich eine knallharte „Kompromisslösung“, die nicht minder auf den Magen schlägt und auch nicht folgenlos für ihr weiteres Leben bleiben wird. Solche Deutungen lassen sich in ähnlicher Weise für viele weitere Szenen anstellen, wobei man den Machern hier manchmal einen gewissen Humor nicht absprechen kann. Wenn Monika und Mark sich bei ihrem ersten Rendezvous einen verkappten Kunstfilm ansehen, in dem zwei nackte Menschen pausenlos Eier essen und über irgendwelche Vogelarten brabbeln, so fällt es sehr schwer, sich ein Grinsen zu verkneifen. Ob diese Szene unbedingt von Nöten war, darf zwar bezweifelt werden, doch sie unterstreicht noch einmal, dass man „Kunst“ vielleicht nicht immer so ganz ernstnehmen sollte. Ein Schelm, wer hier einen Anflug von Selbstironie wiederzuerkennen glaubt.
Es ist allzu sehr bemerkbar, dass man auch hier wieder, sicher nicht nur aus Budget-Gründen, auf Laiendarsteller zurückgreifen musste, die bereit waren, die Ideen der Autoren Buttgereit und Rodenkirchen umzusetzen. Da war es sicherlich auch eine der besten Maßnahmen, diese kaum sprechen zu lassen, sondern sich ausschließlich auf ihre Mimik, ihr Verhalten und ihre Taten zu konzentrieren. Unterlegt wurden die meisten dieser Szenen mit der aus dem ersten Teil bekannten Klaviermusik, die auch hier wieder unter anderem von Daktari Lorenz eingespielt wurde und die sehr ruhige, aber bedrückende Atmosphäre des Streifens eindruckvoll unterstreicht. Das leicht unbeholfen wirkende Spiel der Darsteller wird dadurch zumeist auch sehr gut kaschiert, die Szenen damit stark aufgewertet.
Obwohl man sich über den so oft zitierten „künstlerischen Wert“ eines solchen Werkes sicherlich streiten kann, steht außer Frage, dass „Nekromantik 2“ eine interessante wie intensive cineastische Erfahrung darstellt, die jeder geneigte Zuschauer garantiert im Gedächtnis behalten wird – ob im guten oder schlechten Sinne. Was bleibt nun übrig von der Liebe? Urteilt am besten selbst.