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Die Figur „Emmanuelle" wurde bereits 1959 von Emmanuelle Arsan erfunden. Die erste Verfilmung ihrer Romane erfolgte 1969 mit dem unbekannten Io, Emmanuelle, allerdings sollte es erst Sylvia Kristel fünf Jahre später gelingen, mit Emmanuelle - Die Schule der Lust auch kommerziell erfolgreich zu sein und den Grundstein zu ihrer zweifelhaften Berühmtheit legen, welche dafür sorgte, dass sie uns bis zum vierten Teil der Reihe in der Titelrolle als sexuell aufgeschlossene Diplomatenfrau erhalten blieb. Da dann wahrscheinlich immer noch verdächtig viel Geld in die Kassen gespült wurde, folgten noch drei weitere Fortsetzungen - Teil fünf und sechs jedoch ohne sie. Nach dem Penthouse-Girl Monique Gabrielle in Teil fünf - die unter anderem Parts in Flashdance (1983) und Bachelor Party (1984) ergattern konnte - folgte in Teil sechs dieser Emmanuelle-Reihe (es gibt auch noch andere) Natalie Uher in der Titelrolle, die 1984 auch für ein Herrenmagazin - bei ihr jedoch die deutsche Ausgabe des Playboy - posierte.

Selbige Erfahrungen sieht man der damals 18-jährigen Österreicherin auch an. Wie sie sich nackt räkelt (eine Nackt- und Sex-Szene bei einem Wasserfall bleibt besonders im Gedächtnis) ist zweifellos das Highlight und einer der wenigen Lichtblicke in diesem ansonsten extrem langweiligen und indisponierten Film. Uns, den Zuschauern, wird in Emmanuelle 6 eine abstruse und reißerische Geschichte um Frauenhandel erzählt, die in ihrem Grad an Schwachsinnigkeit an die Frauenknast-Filme Jess Francos erinnert. Emmanuelle begibt sich zusammen mit ihren Model-Freundinnen aufgrund einer vermeintlichen Privat-Modenschau ihrer Kollektion auf eine karibische Insel zum Anwesen von Carlos (Hassan Guerrar). Der hat jedoch nur das Verscherbeln der hübschen jungen Frauen und ihres mitgebrachten Schmucks im Sinn. Einzig der mitgereiste Versicherungs-Typ Benton (Thomas Obermuller) und eine Indianerin, die ihren Sklaven-Häschern entkommen ist, sich in Emmanuelles Koffer versteckt und sich dann wieder mit zu Carlos geschlichen hat (hä??? ich hab's nicht verstanden, es war sehr konstruiert) können ihnen jetzt noch helfen...

Erzählt wird diese Geschichte in der Vergangenheit. Emmanuelle hat ihr Gedächtnis verloren oder alles verdrängt und begibt sich zum Zweck der Erinnerung zum Psychologen Professor Simon (Jean-René Gossart) aufs Land, der ihr Trauma ergründen soll und oben erwähnte Geschichte rekonstruiert. Das geschieht bisweilen durch unkonventionelle Mittel, indem er sie mit einem Pärchen konfrontiert, das im Pferdestall Sex hat oder sie auf ein Feld schickt, auf dem eine nackte Schlangentänzerin mit obskurer Hochsteckfrisur versucht, ihr mit Magie zu helfen. Das alles klingt mehr nach einem unfreiwillig komischen Vorwand für Erotik- bzw. Nacktszenen als nach Sinn machenden, für die Handlung relevanten Wendungen oder psychologisch plausiblen Methoden. 

Doch nicht nur in der Handlung gibt es einige Fragwürdigkeiten, auch dramaturgisch und narratologisch. Nach der Aufführung der Schlangentänzerin hört man dann nämlich Emmanuelles Stimme aus dem Off, die die Geschehnisse kommentiert, was oftmals irritierend, da zu schwülstig klingt. Die Sklavenmarkt-Geschichte wird auch zu verquast vorgetragen und beschränkt sich fast nur auf die Verhökerung, die ziemlich ausgedehnt wurde. Etwa die Hälfte des Films wird von Emmanuelles erotischen Abenteuern geprägter Reise bis hin in den Amazonasdschungel auf Carlos' Anwesen eingenommen, so dass die Sklavenmarkt-Geschichte dann auch irgendwie halbherzig vorgetragen wird.

Zudem gibt der Film optisch - mit Ausnahme der eher wenigen vorhandenen Erotikszenen - kaum etwas her, was der Todesstoß für einen Erotikfilm ist, dessen idiotisches Drehbuch, flache Dialoge und kaum vorhandene schauspielerische Leistungen äußerst dürftig sind. Mal ganz abgesehen von der schwachen Inszenierung, die jegliches Timing für Spannung und Sinnlichkeit vermissen und somit den als Tittenparade angelegten Film langweilig werden lässt. Die Grenze zur Pornographie wird auch trotz der Indizierung des Films nicht überschritten (was man vom Bonusmaterial der UK-DVD nicht behaupten kann).

Abgesehen von Olivier Days sinnlich-träumerischer Filmmusik, die zuweilen allerdings auch recht konventionell ausgefallen ist, und ein paar ganz netter Erotikszenen hat Emmanuelle 6 letztendlich nicht wirklich etwas zu bieten. Ex-Playmate Natalie Uher ist zwar ganz nett anzuschauen, aber wirklich überzeugen kann sie wie die meisten anderen Akteure darstellerisch nicht wirklich. So bleibt am Ende ein zuweilen dilettantisch, ansonsten bloß unterdurchschnittlich inszenierter Erotikfilm mit blödsinniger Story, den man sich schenken kann. Selbst Good-bye, Emmanuelle mit Sylvia Kristel, die wenigstens noch so etwas wie schauspielerisches Talent besitzt, war da noch einen Tick besser (3/10).   

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